Bis zum ersten Wanderritt weiß man nie wie sich ein Jungpferd dort macht. Wir haben jetzt unsere erste „Fahrt“ hinter uns : So nenne ich das wenn wir irgendwo hinfahren und vom Lagerplatz ohne größeres Gepäck zu Tagestouren aufbrechen und abends wiederkommen, aber ohne Zaun und feste Übernachtungen mit den Pferden draußen campen.
Wir waren vier Tage im Vogelsberg und sind dabei 161km geritten. D.h., Andrea mit Zahra und ich hatte Khorsheet dabei. Und sie hat sich ganz toll gemacht. Am meisten hatte ich Sorge ob sie sich daran gewöhnt am Seil zu stehen aber sie machte es wirklich klasse. Sie ist eben ein schlaues Pony, das aufpasst und sich nicht selbst in Gefahr bringt.
Es waren Wege dabei die derart mit Holz zugeworfen waren dass mir die Pferde schon leidtaten. Aber sie ging hinein : vorsichtig aber mit unermüdlichen Tatendrang! Und sie vertrug sich gut mit Zahra (die sie für einen Hengst hielt und pausenlos anrosste).
Die längste Tagesetappe war 47km – bisher bin ich sie längstens 30km am Stück geritten. Als Sattel hatte ich den Schweizer Offizierssattel mit, aber richtig froh bin ich mit ihm nicht geworden : ich ritt 4 Tagem mit Rückenschmerzen. Jetzt im Moment reite ich sie mit meinem Militärsattel (Gr.2, dem engeren der beiden die ich in dieser Größe habe), und habe das Gefühl, dass dieser mich wesentlich besser im leichten Sitz unterstützt, den ich bei ihr – auch künftig – noch oft einnehmen muss. Dieser rutscht auf ihrem Rücken auch am wenigsten.
Gewisse Befürchtungen hatte ich auch dass sie nicht in den Hänger geht, da ich sie, seitdem ich sie vor einem Jahr kaufte, kein einziges Mal transportiert habe. Es gab hierzu keinen Anlass. Ich „übe“ solche Sachen nicht, weil solche Trockenübungen nach meiner Erfahrung rein gar nichts bringen. Entweder ein Pferd hat Vertrauen zum Reiter, und geht ihm zu gefallen in den Hänger, oder nicht. Am Vertrauen – daran muss man arbeiten – als Reiter selbst! Dem Pferd beweisen dass man sein Vertrauen verdient – jeden Tag. Rückwärts gehen, sich zur Seite richten lassen, dabei nicht hektisch werden – solche Sachen muss man üben – und zwar nicht zu knapp, falls nötig! Die müssen sitzen, nicht nur auf dem Reitplatz bei Schönwetter, sondern auch bei Nacht im tosenden Unwetter. Wenn es drauf ankommt!
Wie sie dann reinging war dann doch verblüffend: Zahra stand schon drin, und da wir ohne Trennwand fahren, musste ich erst mal für ein bisschen Platz sorgen und sie etwas zur Seite beordern. Andrea stand mit ihr am Strick vor der Rampe. Dann kam von hinten „Ich glaub sie will reingehen; ich komm jetzt mal bevor sie es sich wieder anders überlegt!“ — und 2 Sekunden später stand sie neben mir. Hoppala!
So eine trockene Coolheit ist umso erstaunlicher, als dass sie nach kurzer Fahrt wieder schweissnass vor Aufregung war. So ist sie eben. Trotzdem ein Sensibelchen. Immer auf dem Sprung, auch im Gelände. Geht vorwärts wie nix und ist dabei super-gehorsam, aber sofort bereit wie ein Wild zur Seite zu hüpfen wenn ihr irgendwas komisch vorkommt. Und wenn man sie dann richtig an den Zügel nimmt wird sie erst recht nervös. Was eigentlich auch nicht nötig ist weil sie auch am langen Zügel wunderbar ausbalanciert läuft, und auf Stimme und Sitzhilfen reagiert. Und das beste ist ihre samtweiche Anlehung am Kandarenzügel, als wäre sie schon 2 Jahre geritten. Aber durch ihre Hüpfer manchmal leider alles andere als bequem im Sattel. Und sie hüpft immer nur bei wirklich albernen Sachen : Hervorstehende Pflanzenbüschel, Holzstämme, Sitzbänke… Wenn ein Schwer-LKW, Bus oder Traktor kommt, dann ist sie das coolste Pferd von allen.
Am vierten Tag schimpfte ich sie dann aus weil sie wieder mal ihren Pony-Sturkopf zeigte und beim anhalten nicht stehenbleiben wollte — und wegen meines zu scharfen Tadels war das ganze Pferd sofort schweißnass, und musste getröstet werden… Das sind schon Situationen wo man bei ihr viel Feingefühl braucht. Aber sie ist dabei so lieb, bescheiden und unprätentiös – ganz toll. Genauso wie meine Ligeira war… sie hat mein Herz erobert, ganz klar…. mit all dem!
Hänger und Auto hatten übrigens erst kurz vor der Fahrt endlich frischen TÜV gekriegt, nach viel Arbeit. Der Hänger hat wieder einen neuen Boden (der alte hat 12-13 Jahre durchgehalten). Es ist ein herrliches Gefühl wieder so ein tolles Pferd und „alles rittbereit“ zu haben…
hallo eine frage, wo haben sie einen neuen hängerboden einbauen lassen?
dort wo ich gefragt habe hätte ich mir für ein bisschen mehr einen neuen hänger kaufen können.
vlg besier
Selbstgemacht. Konstruktionsbedingt passt in diesen Hängertyp nur ein Holz(bohlen-) Boden rein. Douglasienholz 40mm, abgehobelt auf 34,5mm Stärke für 330,- beim Holzhändler. Längen selbst passend zugesägt. Hoffe der hält länger als der alte Boden (war wohl Fichte), denn ein 3. Mal möchte ich die Arbeit wohl nicht machen. Alter Gummiboden konnte wiederverwendet werden. Die Bohlen wurden übrigens mit schwedischem Buchenholzteer gestrichen, womit auch die Schwedenhäuser imprägniert werden.
Bei der Gelegenheit kann man natürlich auch prima Sachen am Fahrwerk machen wo man sonst schlecht rankommt. Z.B. die Stoßdämpfer wechseln, die waren schätzungsweise 33 Jahre alt 🙂