Wie lange dauert es bis zum perfekten Reitpferd?

Am Wochenende hatten wir unseren zweiten Adventsritt; ich ritt Khorsheet allein und mit Kandare. Sie war eins der bravsten und lässigsten Pferde der ganzen Gruppe, und eigentlich hab ich auch nicht viel anderes erwartet. Wie sagte Josy, „auf Khorsheet kann eigentlich kein Pferd aggressiv oder ehrgeizig reagieren, die kommt einfach immer wieder, und guckt einfach nur freundlich“. Eine Sache des Charakters also.

Ein solches Pferd ist eigentlich leicht auszubilden. In etwas über 1 Jahr sind wir jetzt 2.500km geritten. Zählt man die Handpferde-KM mit, haben wir zusammen (seit Juni 2011) 4.300 km  im Gelände zurückgelegt. Auf den Wanderstrecken in diesem Sommer gab es noch einige Stellen wo ich abgestiegen bin, wo ich mit einem fertig ausgebildeten Pferd vielleicht im Sattel geblieben wäre. Und auch was das Tempo angeht, nehme ich noch immer auf sie Rücksicht: ich reite sie nicht wirklich schnell (will heissen: nicht wie ein trainiertes Distanzpferd). Aber das sind Kleinigkeiten. Dieses Pferd kann nahezu alles, was aus meiner – ziemlich anspruchsvollen – Sicht ein gutes Geländepferd können muss.

Und am langen Zügel, wohlgemerkt. Am Bindfädchen. Wie die meisten Araber, läuft sie gerne mit langem, etwas hohen Hals. Aber anders als die meisten, ist sie dabei auch unterm Reiter perfekt im Gleichgewicht, und aufmerksam. Also selten gibt es Veranlassung sie an den Zügel zu stellen : dann ist es, auch wie bei den meisten Arabern, nicht weit bis sie überzäumt ist (aber bei nur 1 Jahr reiten ist hier noch keine Perfektion zu erwarten). Und sie hört so toll zu, was man ihr sagt! „Laaangsam“, und sie wird wirklich langsamer. Das ist natürlich, auch wie bei den meisten Arabern, das häufigst gebrauchte Wort.

Ihre innere Einstellung ist dabei fabelhaft: sie lässt sich gern reiten und kommt immer ans Tor wenn ich mich mit Zaumzeug nähere. Gesundheit und Hufzustand, alles klasse. Sie geht gut und gerne alleine, wie sie auf unserer 4 1/2 -tägigen Pfälzerwaldfahrt Anfang Oktober (185km) unter Beweis gestellt hat. Das macht sie ihrem Reiter zuliebe, und dafür liebe ich dieses Pferd… selten hab ich ein so humorvolles Pferd geritten. Sie macht wirklich liebend gern Quatsch, ist manchmal wie eine 3-Jährige… da muss man schon mal fest im Sattel sitzen, und manchmal hat auch Natascha „in Deckung“ zu gehen weil plötzlich Hinterhufe fliegen. Aber nie ist dabei ein Bein ausgestreckt, und immer geht sie dazu ein bisschen auf Abstand, deswegen gibt es dafür auch nur einen ganz sanften Tadel…

Heute hatte ich übrigens den Sattelgurt vergessen, und ich musste sie zum ersten Mal 2 Std. ohne Sattel reiten, etwa 17km, bei herrlichem Schnee…

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