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Stimmt die Haltung?

Mittwoch, November 23rd, 2016

 

Der Weg des Reiters

Der Weg des Reiters

Wir halten die Pferde korrekt, oder artgerecht auf Wiese mit Offenstall, oder Box mit Weide. Beim Reiten achten wir auf gute Selbsthaltung, und dass der Kopf sich nicht hinter die Senkrechte aufrollt. Auch die Haltung des Reiters zu Pferd ist wichtig. Aufrecht wie vor dem Regiment. Oder als ob man einen Stock verschluckt hätte? Augen geradeaus, nicht zu Boden schauen, sonst stolpert das Pferd. Haltung bewahren. Reiten wir zum Spaß und zur Entspannung? Oder nehmen wir es bierernst mit unseren Zielen? Bewahren wir sportlich Ehrgeiz und Haltung? Oder wollen wir das Pferd nur gesund erhalten und deshalb zur höchsten Versammlung bewegen? Ist die eine Einstellung nicht so verkrampft wie die andere? Wie widersinnig, verbissen an Harmonie oder Légèreté arbeiten zu wollen…

Welche Haltung zum Pferd nehmen wir innerlich ein? Schauen wir noch achtsam hin, und sind fähig und offen um kleinste Veränderungen zu bemerken, oder wissen wir schon alles auswendig, und es gibt uns nichts neues mehr?

Beim Reiten oder im Umgang mit dem Pferd „ganz bei der Sache sein“, kann Unfälle und unangenehme Überraschungen vermeiden.

Kein Grübeln, warum etwas nicht geklappt hat. Der Sitz des Problem ist meist im Sattel. Kein „Hoffentlich falle ich nicht vom Pferd“ (Dein Gedanke könnte wahr werden). Der Sinn des Übens: Frei zu werden von Technik. Aus dem Bauch heraus entscheiden zu können. Wie ein japanischer Schwertkämpfer, der Schläge von 10 Gegnern gleichzeitig pariert. Voraussetzung dazu ist offener, unabgelenkter Geist und ruhiges Atmen. Denken ohne zu denken. Spüre das Zen und die Harmonie mit der Welt beim Ausmisten der Pferdebox. Oder Tao?

Das Pferd lebt ganz im Hier und Jetzt. Und wir? Keine Absichten verfolgen, sich selbst zurücknehmen. Heilige Stille in der Reitbahn, außer vielleicht, man ist allein und stört niemand durch Schnalzen oder sanftes Reden mit dem Pferd. Kein Smartphone, keine Zigarette, kein Kleinkind plus zwei Hunde an der anderen Hand im Stall. Nicht bevor alles getan ist. „Bin ich bei der Morgenarbeit nicht eins mit dem Pferd gewesen, unterschreibe ich an dem Tag kein wichtiges Dokument„, soll Dressurchampion und Konzernchef Neckermann einst gesagt haben. Wie recht er hatte. Und Nuno Oliveira: „Wer auf dem Pferd arbeitet, hat den Sinn des Reitens schon verloren„.

Das beste Pferd

Freitag, März 13th, 2015
Khorsheet mit Valeria

Khorsheet mit Valeria

Mittlerweile habe ich Khorsheet fast 4 Jahre. Im letzten Jahr 7 Distanzritt-, 5 Wanderritt-, und 22 Urlaubsfahrt-Tage. In 2013 ähnlich viel. Seit über 10 Jahren war ich nicht mehr soviel unterwegs.

Auch im Alltag ist sie das beste Pferd und immerwährender Quell der Freude. Temperamentvoll und lustig, manchmal fast wie ein Junghengst verspielt, aber trotzdem ruhig. Lässt sich auch von unserer 9-jährigen Tochter bestens reiten. Sehr gute Balance. Raumgreifender Schritt, schwebendleichter Trab. Lässig im Canter, fliegende Galoppwechsel inklusive, sogar mit mir als Reiter im Sattel (aber nicht auf Kommando). Ein bißchen guckig und leicht abzulenken besonders auf gutbekannten Wegen. Aber in unbekanntem Gelände sehr cool und eine Lebensversicherung. Bei Schwierigkeiten und Hindernissen denkt sie mit. Mit ihrer Schläue, Vorsicht, und den kleinen scharfen Hufen das sicherste Pferd der Welt bei Schnee und Eis. Auf über 10.000 gerittenen KM, und nochmal 5.000km als Handpferd vielleicht 2-3 mal kleine Kratzer an den Beinen. Das hat beim Araber Seltenheitswert. Gelahmt hat sie noch nie.

Vor zwei Tagen ritt ich an ein paar Rollen Wildschutzdraht vorbei, die aufgewickelt am Rand des Waldwegs lagen. So etwas liebt sie gar nicht, guckte schon von weitem und machte einen Extra-Bogen. „Das ist SEHR gefährlich wenn Pferde da reintreten, weißt Du das?“ schien sie mir sagen zu wollen. Im Vogelsberg, 2012, trat Zarah in eingewachsenen Wildzaun, verfing sich gleichzeitig mit zwei Hufeisen drin und ging zu Boden. Sie selbst ein Schritt dahinter, trat in den gleichen Draht und riss sich ein Hufeisen ab, kam sofort frei. Wie immer, Glückspilz.

Auf unserem ersten Distanzritt, der Grastälerpassage 2013, bekam ich übrigens noch einen Tipp, wodurch mir für dieses Pferd das schier unmögliche gelang, was einer bekannten Pferdeanwältin vorher nicht gelungen war, nämlich 10 Jahre nach ihrem in-utero-Import noch volle Papiere zu erhalten. Und zwar nur, weil der „Exportvorgang“ der Mutterstute aufgrund des Konkurses eines US-Verbands unvollendet geblieben war, ich Khorsheets‘ Deckschein und einen Haufen anderer Schriftstücke hatte, und sich DNA-Karten von Mutter und Vater in den USA fanden. Natürlich kostete mich das nochmal eine ganze Stange Geld und einigen Schriftverkehr. Aber sie ist es wert. Sie ist ein wirklich gutes Pferd, das volle Papiere verdient, und es wäre schade wenn ihre Anlagen nicht erhalten blieben. Zumal die Linien in Deutschland selten sind.

Sie ist nett zu allen, geht gut vorwärts ohne zu rasen. Macht sich überall nur Freunde. Was für ein hübsches, nettes Pferd. Wie typvoll. Und ist dabei so ponyhaft. „Die gefällt mir total gut, weil sie nicht so einen hässlichen Kopf hat wie die anderen Araber“ (2014 über Khorsheet, von Anne, Ponyreiterin). Zu anderen Pferden ist sie super-freundlich; so ist einfach ihre Art. Damit hatte sie ja auch mich bezaubert: Ihrem naiv-freundlichen Wesen, wie bei einer Zweijährigen, die noch nie etwas schlimmes erlebt hat. — Doch, ich hab sie mir verdient, genauso wie sie ist. Denn sie darf bei mir genauso sein wie sie ist. Sie würde im übrigen an sich auch nicht herumerziehen lassen, darauf reagiert sie allergisch, und mit Recht…

Etwas das mich beeindruckt hat, geschah auf einem Mehrtagesritt im Herbst, 2. Tag, kurz vor dem ersten Stop, etwa nach 20km : Sie hatte beschlossen, es wäre Zeit richtig zu saufen bei der beginnenden Mittagswärme, eine sehr gute Idee. Die übrige Spitzengruppe, 5 Reiter, hielten nicht an, sondern ritten weiter; es war ja nicht mehr weit zum Stop. Khorsheet ließ sich nicht im mindesten abhalten den ganzen Eimer in aller Ruhe leer zu trinken. Und dann, im ruhigen Canter, den anderen Pferden nachzusetzen. Sie wusste genau: Ich krieg die wieder, auf der halben Arschbacke. 95% aller hochblütigen Pferde hätten hier einen Riesen-Stress gemacht: „Hilfe, ich werde alleingelassen!“

Drei Distanzritte bin ich mit ihr 2014 gegangen, alles Mehrtagesritte. Das war bewusst so entschieden, denn abgesehen davon dass das die wahren Distanzritte sind, wollte ich nicht dass sie sich angewöhnt immer gleich loszurasen. Am ersten Tag der Pfingst-Tour-West (einem schweren Ritt bei Trier) wollte sie am Anfang mit der Spitzengruppe mitrennen, war schon schweißgebadet, und ich hatte einige Mühe sie zu beruhigen, stieg dann irgendwann ab und führte ein paar KM. Der zweite Tag begann wie der erste, aber urplötzlich machte es bei ihr „Klick“, sie ließ die anderen gehen, wurde langsamer und canterte ruhig am langen Zügel hinterher, als dächte sie: „Ach, das sind ja wieder nur die ganz Schnellen, mit denen muss ich ja gar nicht laufen!“ – Das ist der Lerneffekt den nur Mehrtagesritte bieten! Besitzer von Durchschnittspferden, die über jede Fremdmotivation froh sind, können sich gar nicht vorstellen wie lästig dieses Problem werden kann.

Auf unseren Wanderfahrten, wo wir mit Zugfahrzeug und Hänger unterwegs sind, und Tagestouren machen, geht sie auch sehr schön, und ist im Lager ein perfekt ruhiges, zufriedenes und anhängliches Pferdchen, genau wie früher meine Ligeira. Auch da hatte ich ein Schlüsselerlebnis, auf unserer ersten Alleinfahrt in den Pfälzerwald (Oktober 2012). Auf der Hinfahrt stand sie noch vor lauter Aufregung nassgeschwitzt im Hänger. Wir verlegten das Lager in 5 Tagen dreimal, jedes mal ein kurzes Stück fahrend, am Ende schwitzte sie im Hänger dann nicht mehr. – Und am letzten Morgen standen wir auf einer kleinen Wiese vor einem alten denkmalgeschützten Hof, wo die Landwirtschaft längst aufgegeben war. Der Besitzer zeigte mir seinen 60 Jahre alten Citroen, und wollte sich zum Abschied noch mein Pferd angucken. Ich zeigte es ihm und erklärte ihm kurz Rasse, Reitweise usw., und mein Gastgeber, der mit Pferden überhaupt nichts zu tun hatte, war auch von ihrer handlichen Größe angetan. Khorsheet stand am langen Seil an einen alten Obstbaum gebunden, graste in unserer Nähe und schien zu merken dass über sie gesprochen wurde. Just in dem Moment kam eine Reitergruppe mit 4-5 Pferden dicht vorbeigeritten. Mein Gastgeber bemerkte: „Das ist auch etwas, was mir an diesem Pferd gefällt. Man kennt es doch, dass Pferde mitlaufen wollen wenn andere vorbei reiten. Ihre bleibt aber völlig ruhig stehen und frisst einfach weiter“.

Mich hatte die Szene sicher noch stärker beeindruckt, und das einzige was ich zur Antwort gab, war „Die weiß eben genau wo sie hingehört“

Grastälerpassage 2013

Freitag, Mai 3rd, 2013

Mittlerweile, d.h. in den letzten 19 Monaten  hat mich Khorsheet, ausweislich meines „Reitbuchs“ (Excel-Tabelle) und der gpsies-Tracks  3500km getragen. Es waren genau 208 Ritte, bzw. 413 Reitstunden. Dazu kommen noch mal 2600km als Handpferd, seit Juni 2011.

Wir hatten einen herrlichen Reitwinter, den besten seit sicher 10 Jahren. Der Schnee lag Monate in den höheren Lagen ab Rotem Kreuz. Man konnte bestens ohne Beschlag reiten, und meine Pferde wurden richtig fit. Ich machte Ritte zur Weißen Mauer, zum Altkönig, sogar zur Stierstädter Heide. Da war ich seit vielen Jahren nicht mehr. Am Ende des Winters lockte der Termin Grastälerpassage. Noch immer ist das bei mir so…. Das letzte Mal war ich dort vor 10 Jahren. Es war schön, alte Bekannte wiederzutreffen die ich solange nicht mehr gesehen hatte.

Nach bester Tradition fuhren wir bereits Freitag früh los, um Mittags da zu sein und noch einen kleinen Proberitt auf der Startstrecke zu nachen. Wir hatten die ersten Pferde im Camp. Der Ritt lief perfekt, obwohl es kalt und windig war. Wir ritten die volle Strecke, 81km. Die 20km-Schleife war anstrengend aber schön. Vom Geläuf her die beste Grastäler die ich je geritten bin (meine 7.).  Mein Pferdchen war am Anfang sehr nervös wegen der vielen anderen Pferde, lief lange mit rd. 170 Puls im Trab. Entscheidend war, dass sie auf mich hörte, ich mit ihr um gesittetes Trabtempo nicht kämpfen musste. Später, ab etwa km40, waren dann auch ein paar lustige Galöppchen auf den Wiesentälern drin. Ab km60 wurde sie hungrig. Aber sie wollte laufen bis zum Schluss. Unsere längsten Ritte vorher waren 55km gewesen. Wir begannen mit Tempo 4.5 und hatten am Ende 5.5, weil ich meinem Pferdchen immer wieder erlaubte in den Schrittpausen, in denen ich meist absass,  die Nase ins Gras zu stecken Am Ende waren wir 10 Stunden unterwegs, mit Pausen. Ich bin die Grastäler also schon vor 21 Jahren, mit dem kleinen Alex,  schneller geritten (in 5:59). Es reichte trotzdem für Platz 10. Für den ersten Distanzritt nicht schlecht.

Ich hatte die Swiss Horse Boots für vorne dabei und zog sie 2x auf, ritt mit ihnen von Stop 1 bis Stop 3, und dann noch ein Stück am Schluss. Auf der Alb gibt es immer diese spitzigen weißen Steinchen die sich in die weiße Linie setzen. Außer mir ritt wohl nur Bert Fichtel noch ohne Hufbeschlag.

Khorsheet hatte bereits 36 Stunden nach dem Ritt, am übernächsten Morgen zuhause, wieder ihr Normalgewicht erreicht, und ging als Handpferd 11km locker, lässig und mit Karacho. Das Pferdchen ist ein Phänomen.

Ansonsten hatte ich genug zu tun, zu erklären dass nach diesem Ritt man uns jetzt nicht regelmäßig sehen wird. Ich mag die Gesellschaft, brauche aber den Wettkampf nicht. Mir sind die schönen Ritte lieber. Das Tempo fand ich insgesamt zu hoch und die Leute ritten mir zuviel Schotter. Das war schon früher so. Doch heute mag ich dafür noch nicht einmal mehr beschlagen. Sie hat noch genug Huf für mindestens eine 4-Tages-Wandertour. Vielleicht am nächsten verlängerten Wochenende!

Vor der Siegerehrung: Jetzt bin ich müde!

Vor der Siegerehrung: Jetzt darf ich wohl einmal müde sein!

Gute Vorsätze zum neuen Jahr?

Montag, Januar 7th, 2013

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Zum Jahreswechsel zieht man ja gern Zwischenbilanz und macht Pläne fürs neue Jahr.

Ich lese gerade das Buch „Illusion Pferdeostheopathie – Von ausgerenkten Wirbeln und anderen Märchen“. Trotz des knackigen Titels ist der größte Teil des Buchs sehr sachlich, informativ und lesenswert. Nicht nur weiß ich jetzt, warum ich mit meinem Pferd noch nie bei einem Knocheneinrenker war. Viel wichtiger, ich finde in diesem Buch Regeln beschrieben, nach denen ich, ohne sie so zu benennen, eigentlich schon jahrelang mein gesamtes Reiten ausrichte. Im Zentrum steht, alles zu vermeiden was die Tragekräfte des Pferdes überlastet. Was bei einem jungen Pferd (und Reiter mit über 80kg, wie mir) natürlich besonders wichtig ist.

Khorsheet sagt mir auf jedem Ausritt, wie sie geritten werden möchte. Gleich zu Anfang haben wir einen Berg hinaufzustiefeln: das macht sie mit langem Hals, gedehntem Rücken und tief untertretend aus der Hinterhand. Trotzdem bleiben immer irgendwelche Zweifel ob „man“ das Pferd wirklich so am langen Zügel reiten kann, gleichwohl mit gespürter Verbindung zum Pferdemaul, wo sie sich doch perfekt und geschmeidig bewegt. Eine ganze Industrie an Reitlehrern verdient daran, unschuldigen Freizeitreitern zu verkaufen dass sie ihre Pferde „mehr auf der Hinterhand“ reiten müssen. Hier zeigt nun die Autorin und Physiotherapeutin Tanja Richter, dass genau das die Pferde in die Trageerschöpfung treibt, was dann wiederum die Vorhand ruiniert. Dass man nicht wenig reiten soll, sondern oft (3-5x die Woche).Dass Pferde auch mit nicht maßgerfertigten Sätteln ohne Schaden geritten werden können. Ich wusste das eigentlich ja schon immer, aber man traut sich ja kaum noch, es auszusprechen.

Die Wichtigkeit, das Reiten als zwanglose Gymnastik zu betreiben. Anstatt ständigen Trabens, die kurzen „Galöppchen“ (eigentlich mehr Canter am langen Zügel) die ich so liebe – und Khorsheet. Gerade gestern hatten wir wieder so einen harmonischen Ausritt. Khorsheet bewegte sich überaus geschickt trotz der überall rutschigen, schmierigen Böden. „Hör mit den blöden Zügeln auf, ich hab meine Füße am Boden, nicht Du. Ich kann schon noch bremsen wenn’s zu glatt wird“ signalisiert sie mir dann. Und das gelingt ihr auch ohne größere Aktionen.

Am 2.1. hatten wir einen Ritt wo sie auf allen 4 Hufen und mit langem Hals einen filmreifen 45°-Rutschhang fünf Meter herunter glitt weil der Wanderweg ins Dombachtal voller Holz lag. Hinter uns drei andere Reiter, noch unschlüssig. „Lass mich machen, ich kann das schon!“ Meine Hilfen beschränkten sich aufs Ruhigsitzen im gemeinsamen Schwerpunkt. Dieses „Pony“ verblüfft mich immer wieder – in Situationen, wo man als Reiter ganz schnell sein Pferd „overrult“, nicht hinhört auf seine Vorschläge. Stichwort Motorische Kompetenz. Ein matschiger Winter ist ideal um mit seinem Pferd daran zu arbeiten. Was für den Reiter heisst: Lernen nicht festzuhalten, auf’s Pferd hören und vertrauen, im Gleichgewicht mit ihm bleiben (wenn bremsen nötig ist, dann mit Gewichtshilfen), anstatt ihm jeden Schritt vorzuschreiben. Kleine Schenkelhilfen, im genau passenden Moment gegeben. Nicht mit der Rücken- sondern der Bauchmuskulatur trägt den Reiter das Pferd (bei Tanja Richter genau erklärt nachzulesen) . Mit weichem Becken aber zugleich hoher Körperspannung sitzen, damit man nicht hinter oder vor die Bewegung kommt. Das ist ganz schön anstrengend obwohl man km-mäßig nicht viel schafft. Das sind Ritte, nach denen man sich nach einem heißen Bad sehnt, auch wenn es nicht kalt war, und obwohl man doch körperlich „gar nichts gemacht“ hat.

Was sind denn als Reiter meine eigenen Fitness-Ziele in diesem Jahr?

Will ich ein unfitter Reiter auf einem sportlichen Pferd sein?

Wären 10kg weniger nicht besser als der Maßsattel?

Wie lange dauert es bis zum perfekten Reitpferd?

Mittwoch, Dezember 5th, 2012

Am Wochenende hatten wir unseren zweiten Adventsritt; ich ritt Khorsheet allein und mit Kandare. Sie war eins der bravsten und lässigsten Pferde der ganzen Gruppe, und eigentlich hab ich auch nicht viel anderes erwartet. Wie sagte Josy, „auf Khorsheet kann eigentlich kein Pferd aggressiv oder ehrgeizig reagieren, die kommt einfach immer wieder, und guckt einfach nur freundlich“. Eine Sache des Charakters also.

Ein solches Pferd ist eigentlich leicht auszubilden. In etwas über 1 Jahr sind wir jetzt 2.500km geritten. Zählt man die Handpferde-KM mit, haben wir zusammen (seit Juni 2011) 4.300 km  im Gelände zurückgelegt. Auf den Wanderstrecken in diesem Sommer gab es noch einige Stellen wo ich abgestiegen bin, wo ich mit einem fertig ausgebildeten Pferd vielleicht im Sattel geblieben wäre. Und auch was das Tempo angeht, nehme ich noch immer auf sie Rücksicht: ich reite sie nicht wirklich schnell (will heissen: nicht wie ein trainiertes Distanzpferd). Aber das sind Kleinigkeiten. Dieses Pferd kann nahezu alles, was aus meiner – ziemlich anspruchsvollen – Sicht ein gutes Geländepferd können muss.

Und am langen Zügel, wohlgemerkt. Am Bindfädchen. Wie die meisten Araber, läuft sie gerne mit langem, etwas hohen Hals. Aber anders als die meisten, ist sie dabei auch unterm Reiter perfekt im Gleichgewicht, und aufmerksam. Also selten gibt es Veranlassung sie an den Zügel zu stellen : dann ist es, auch wie bei den meisten Arabern, nicht weit bis sie überzäumt ist (aber bei nur 1 Jahr reiten ist hier noch keine Perfektion zu erwarten). Und sie hört so toll zu, was man ihr sagt! „Laaangsam“, und sie wird wirklich langsamer. Das ist natürlich, auch wie bei den meisten Arabern, das häufigst gebrauchte Wort.

Ihre innere Einstellung ist dabei fabelhaft: sie lässt sich gern reiten und kommt immer ans Tor wenn ich mich mit Zaumzeug nähere. Gesundheit und Hufzustand, alles klasse. Sie geht gut und gerne alleine, wie sie auf unserer 4 1/2 -tägigen Pfälzerwaldfahrt Anfang Oktober (185km) unter Beweis gestellt hat. Das macht sie ihrem Reiter zuliebe, und dafür liebe ich dieses Pferd… selten hab ich ein so humorvolles Pferd geritten. Sie macht wirklich liebend gern Quatsch, ist manchmal wie eine 3-Jährige… da muss man schon mal fest im Sattel sitzen, und manchmal hat auch Natascha „in Deckung“ zu gehen weil plötzlich Hinterhufe fliegen. Aber nie ist dabei ein Bein ausgestreckt, und immer geht sie dazu ein bisschen auf Abstand, deswegen gibt es dafür auch nur einen ganz sanften Tadel…

Heute hatte ich übrigens den Sattelgurt vergessen, und ich musste sie zum ersten Mal 2 Std. ohne Sattel reiten, etwa 17km, bei herrlichem Schnee…

Erste Wanderfahrt

Freitag, Juni 29th, 2012

Bis zum ersten Wanderritt weiß man nie wie sich ein Jungpferd dort macht. Wir haben jetzt unsere erste „Fahrt“ hinter uns : So nenne ich das wenn wir irgendwo hinfahren und vom Lagerplatz ohne größeres Gepäck zu Tagestouren aufbrechen und abends wiederkommen, aber ohne Zaun und feste Übernachtungen mit den Pferden draußen campen.

Wir waren vier Tage im Vogelsberg und sind dabei 161km geritten. D.h., Andrea mit Zahra und ich hatte Khorsheet dabei. Und sie hat sich ganz toll gemacht. Am meisten hatte ich Sorge ob sie sich daran gewöhnt am Seil zu stehen aber sie machte es wirklich klasse. Sie ist eben ein schlaues Pony, das aufpasst und sich nicht selbst in Gefahr bringt.

Es waren Wege dabei die derart mit Holz zugeworfen waren dass mir die Pferde schon leidtaten. Aber sie ging hinein : vorsichtig aber mit unermüdlichen Tatendrang! Und sie vertrug sich gut mit Zahra (die sie für einen Hengst hielt und pausenlos anrosste).

Die längste Tagesetappe war 47km – bisher bin ich sie längstens 30km am Stück geritten. Als Sattel hatte ich den Schweizer Offizierssattel mit, aber richtig froh bin ich mit ihm nicht geworden : ich ritt 4 Tagem mit Rückenschmerzen. Jetzt im Moment reite ich sie mit meinem  Militärsattel (Gr.2, dem engeren der beiden die ich in dieser Größe habe), und habe das Gefühl, dass dieser mich wesentlich besser im leichten Sitz unterstützt, den ich bei ihr – auch künftig –  noch oft einnehmen muss. Dieser rutscht auf ihrem Rücken auch am wenigsten.

Gewisse Befürchtungen hatte ich auch dass sie nicht in den Hänger geht, da ich sie, seitdem ich sie vor einem Jahr kaufte, kein einziges Mal transportiert habe. Es gab hierzu keinen Anlass. Ich „übe“ solche Sachen nicht, weil solche Trockenübungen nach meiner Erfahrung rein gar nichts bringen. Entweder ein Pferd hat Vertrauen zum Reiter, und geht ihm zu gefallen in den Hänger, oder nicht. Am Vertrauen – daran muss man arbeiten – als Reiter selbst! Dem Pferd beweisen dass man sein Vertrauen verdient – jeden Tag. Rückwärts gehen, sich zur Seite richten lassen, dabei nicht hektisch werden – solche Sachen muss man üben – und zwar nicht zu knapp, falls nötig! Die müssen sitzen, nicht nur auf dem Reitplatz bei Schönwetter, sondern auch bei Nacht im tosenden Unwetter. Wenn es drauf ankommt!

Wie sie dann reinging war dann doch verblüffend: Zahra stand schon drin, und da wir ohne Trennwand fahren, musste ich erst mal für ein bisschen Platz sorgen und sie etwas zur Seite beordern. Andrea stand mit ihr am Strick vor der Rampe. Dann kam von hinten „Ich glaub sie will reingehen; ich komm jetzt mal bevor sie es sich wieder anders überlegt!“ — und 2 Sekunden später stand sie neben mir. Hoppala!

So eine trockene Coolheit ist umso erstaunlicher, als dass sie nach kurzer Fahrt wieder schweissnass vor Aufregung war. So ist sie eben. Trotzdem ein Sensibelchen. Immer auf dem Sprung, auch im Gelände. Geht vorwärts wie nix und ist dabei super-gehorsam, aber sofort bereit wie ein Wild zur Seite zu hüpfen wenn ihr irgendwas komisch vorkommt. Und wenn man sie dann richtig an den Zügel nimmt wird sie erst recht nervös. Was eigentlich auch nicht nötig ist weil sie auch am langen Zügel wunderbar ausbalanciert läuft, und auf Stimme und Sitzhilfen reagiert. Und das beste ist ihre samtweiche Anlehung  am Kandarenzügel, als wäre sie schon 2 Jahre geritten. Aber durch ihre Hüpfer manchmal leider alles andere als bequem im Sattel. Und sie hüpft immer nur bei wirklich albernen Sachen : Hervorstehende Pflanzenbüschel, Holzstämme, Sitzbänke… Wenn ein Schwer-LKW, Bus oder Traktor kommt, dann ist sie das coolste Pferd von allen.

Am vierten Tag schimpfte ich sie dann aus weil sie wieder mal ihren Pony-Sturkopf zeigte und beim anhalten nicht stehenbleiben wollte — und wegen meines zu scharfen Tadels war das ganze Pferd sofort schweißnass, und musste getröstet werden… Das sind schon Situationen wo man bei ihr viel Feingefühl braucht. Aber sie ist dabei so lieb, bescheiden und unprätentiös – ganz toll. Genauso wie meine Ligeira war… sie hat mein Herz erobert, ganz klar…. mit all dem!

Hänger und Auto hatten übrigens erst kurz vor der Fahrt endlich frischen TÜV gekriegt, nach viel Arbeit. Der Hänger hat wieder einen neuen Boden (der alte hat 12-13 Jahre durchgehalten). Es ist ein herrliches Gefühl wieder so ein tolles Pferd und „alles rittbereit“ zu haben…

Erster Beschlag (28.4.2012)

Mittwoch, Juni 27th, 2012

Nach nun 1000 gerittenen km, davon fast 300 im letzten Monat (plus 100km Handpferd) habe ich mein Pferdchen nun zum ersten Mal beschlagen — und berichte gleich vom Ende dieser ersten Beschlagperiode…

Auch wenn ich seit über 20 Jahren meine Pferde nun selbst beschlage bin ich doch vorsichtig mit solchen Entscheidungen, wenn ein Pferdchen so toll barfuß läuft wie meine Kleine. Man soll der Natur doch nur ins Handwerk pfuschen wenn es wirklich erforderlich ist. „Der Hufbeschlag als „notwendiges Übel“ sollte auf das wirklich notwendige beschränkt bleiben“ (Zitat nicht wörtlich, aber dem Sinn nach, Rittmeister Peter Spohr, der wirklich viel ritt). Es gibt wohl nicht allzuviele Schmiede die das genauso sehen.

Beschlagen habe ich sie mit St. Croix Eventern, das sind die besten Eisen die man für Geländepferde heute kaufen kann. Stand der Technik, Punkt! Genau solche Eisen hätte ich mir schon vor 10-15 Jahren gewünscht! Sowas muss natürlich mal wieder aus Amerika kommen. Sie sind sogar innen angeschliffen wie das jeder vernünftige Schmied mit der Flex nach dem Schmieden ohnehin macht. Sowas tolles! Feine Lochung. Meine Faure die aus alten Zeiten bei mir noch kartonweise stehen werden jetzt wohl Rost ansetzen… das Bessere ist des Guten Feind, so ist es richtig, und so muss es auch bleiben.

Befestigt habe ich sie mit 4 Nägeln je Eisen weil sie so feine Hufchen hat, und natürlich hat es die volle Beschlagperiode, d.h. genau 6 Wochen und 581km gehalten, und auf dem ganzen Tragbereich zeigte sich hinterher ein tadelloser Hufmechanismus. Wenn man in einer Beschlagperiode 800 oder mehr km geht – 13 Jahre her dass meine Pferde sowas mal schafften, und wer sonst geht das? – dann muss man sich was anderes überlegen, oder sehr sehr gutes Geläuf haben, sonst sind diese Eisen zu fein. Aber was macht’s? Welchen Wert hat es ein Eisen, das als Rohling 3,- kostet, ein 2. Mal aufschlagen zu können, um sich dann irgendwie – oder auch nicht! – mit messerdünnen Eisen über eine 2. Beschlagperiode zu retten? Und wer sieht sich die Innenseiten eines solchen Eisens nach dem Abnehmen genau an? Eingearbeitet, Hufmechanismus blockiert, der Zwanghuf winkt schon, und Trachten sind wahrscheinlich auch keine mehr da!

Umbeschlagen macht mit diesen Eisen nur Sinn wenn man sehr, sehr wenig reitet. Als Reserveeisen für den Notfall taugt es wohl noch wenn man es abnimmt, aber für kaum mehr.

Welche Größe? 0/0 vorne/hinten, also mit „feine Hufchen“ meine ich nicht winzig, sondern durchaus wohlproportioniert. Keine „Zierhufchen“ wie sie manche Araber haben, und wozu der Araber vielleicht sogar neigt wenn er dauerhaft beschlagen ist…

Und warum hab ich sie jetzt beschlagen? Weil die Swiss Horse Boots zunehmend verlorengingen bei Ritten. Wahrscheinlich weiten sie sich ein bisschen im Gebrauch. Will aber nichts schlechtes gegen sie sagen, sind Super Hufschuhe : kann eine tolle Lösung sein für die Übergangssaison oder den nicht ganz harten Gebrauch. Zweitens, und vielleicht wichtiger, hab ich sie beschlagen, weil ich feststellte dass sie sich doch etwas schief abläuft vorne (innen stärker) und die Vorderhufe in der Tendenz zu flach werden (48-49° Zehenwinkel). Da bekomme ich leider Angst um die Beugesehnen. Die Zehenlänge ist mit 8,5-9cm durchaus okay, es sind sehr wohl auch ansehnliche Trachten vorhanden, im Unterschied zu vielen Arabern. Wenn ich nicht so skrupulös, und ihr Gang nicht so überzeugend wäre, hätte ich sie schon längst auf 53° korrigiert. Vor 10 Jahren hätte ich das bestimmt gemacht. Aber irgendwie scheinen diese etwas flacheren-als ideal- Hufe für sie richtig zu sein. Hat vielleicht auch mit ihrem flachen raumgreifenden Trab zu tun, bei dem die Trachten nunmal zuerst landen. Heisst auch: Bei diesem Pferd sind die Trachten ruckzuck weg, wenn man gedankenlos beschlagen lässt oder auch ebenso barhuf reitet, und dann ist es zum Krüppel nicht mehr weit! Mit dem Beschlag habe ich sie jetzt ganz leicht steiler gestellt, auf 50°. Nach 6 Wochen Beschlag waren es wieder 49°, und dann, nachgewachsen, war genug Horn da sie auf 50-51° zu stellen. Und jetzt bin ich gespannt was sie sich unbeschlagen „anläuft“, und lasse sie nicht kilometerweise ihren Marschtrab gehen, sondern galoppiere auch viel, was sie ebensogut kann. Der langen Rede kurzer Sinn= flacher werden die Hufe immer von alleine — steiler unter normalen Umständen nicht…

Es gefiel mir dass sie mit Beschlag nun nicht anfing die Hufe aufzuknallen sondern weiterhin ein bißchen gelenkschonend läuft, wenn auch nicht fühlig (vorher auch nicht). Hab das Zehenteil auch etwas zurückgerichtet dass sie das Eisen unter dem Hufbein etwas fühlen kann. Mit vielen Pferden kann man das nicht machen, da bringt man besser eine Zehenabrundung an. Die schlage ich nur in die vordere Abrollkante hinein, lasse also die Innenseite glatt. Früher hab ich gewaltige Zehenrichtungen angeschmiedet, über diese Phase bin ich auch hinweg…

Wenn ich höre dass Pferde nach dem Beschlagen nicht gleich „rund“ gehen, sträuben sich mir  die Haare bei so einem Verständnis vom Schmiedehandwerk. Mein alter Schmied, Meister Guckes aus Glashütten, von dem ich viel gelernt habe, hat bei solchen Sätzen vor 30 Jahren immer den Kopf geschüttelt; das war ein höflicher vorsichtiger Mann der nicht leicht widersprach, und sein Handwerk im Krieg gelernt hat. Was mich an ihm stets am meisten beeindruckt hat war seine unerschöpfliche Geduld mit Pferden. Und er war körperlich keineswegs ein Mann dem man diesen Beruf ansah… was mir zeigte dass Grips für einen Hufschmied doch wichtiger sind als Muskeln. Denn um das Eisen zu formen beherrscht man schliesslich das Feuer…

Sie hat übrigens kaum Theater gemacht beim Beschlagen. Ein bisschen Angst hatte sie beim brennen. Pferde spüren wenn ihnen das Horn weggebrutzelt wird, und der Gestank von verbranntem Gewebe lässt wohl jedes Tier das nicht schon total abgestumpft ist instinktiv zurückschrecken; dafür muss man Verständnis haben. Ich gehöre auch nicht zu den Schmieden die bei gesunden Hufen das Brennen ängstlich vermeiden, bloß geringhalten sollte man es… Aber ihre Angst hielt sich im Rahmen, und eigentlich hat sie sich profihaft und vertrauensvoll verhalten. Andrea hat sie nur ein paarmal liebevoll ablenken müssen und meinte, sie hat wohl aus der Box schon oft zugeguckt wie andere Pferde beschlagen wurden. Pferde sind ja auch nicht blöd, und Araber schon gar nicht… Natascha stand daneben und hat auf sie aufgepasst, und anschließend habe ich ihr auch noch einen Satz Eisen verpasst, allerdings nur vorn…

Wie anfangs gesagt, nach genau 6 Wochen musste der Beschlag runter. Die Hufe waren riesig gewachsen. Jetzt geht sie wieder barfuß, und das könnte von mir aus noch 4 Wochen oder so bleiben…

Mit Kandare!

Freitag, März 30th, 2012

Nach sechsmonatigem Reiten (600 gerittene KM) hab ich es jetzt nochmal mit Kandare probiert: die bewegliche C-Stange, und mit einem zusätzlichen Paar Trensenzügel: Extra angefertigt in der Länge zu den Kandarenzügeln passend.

Ich hatte einen halben Ritt lang Kampf mit ihr, weil sie merkte dass sie mit diesem Gebiß nicht mehr herumspringen kann wie sie möchte und ich als Reiter Kontrolle über ihren Hals habe. Ein paarmal riß sie übel den Kopf ganz nach oben und machte Anstalten bockig zu werden, aber ich ritt sie einfach ruhig vorwärts, ohne sie mit den Zügeln festzuhalten. Und sie da, plötzlich war es gut.

Und nun habe ich das mit feinsten Hilfen zu reitende Pferd. Nicht nur allein das Wegspringen ist verschwunden. Da ist es wieder, ein Pferd dessen Maul man spürt, das am Zügel geht obwohl dieser 5cm durchhängt. Das hatte ich zuletzt vor 10 Jahren – wie sehr hat mir das gefehlt… Das nenne ich Anlehnung, das nenne ich reiten! Ein Bindfaden statt des Zügels würde auch genügen!

Letztes Wochenende waren wir mit Zahra und Quarta am Hubertushof, und sie war wirklich souverän. Ruhiger Galopp, kein Problem!

Vor 20 Jahren hab ich es das erste Mal erlebt dass man feine, sensible Pferde mit Kandare und 4 Zügeln wirklich gut reiten kann. Seitdem wiederholt sich das irgendwie immer wieder. Ich wollte eigentlich gar nicht dahin. Es wär doch auch was gewesen dies Pferd nur auf Knotenhalfter zu reiten. Aber der Unterschied an Feinheit, an Kontrolle ist einfach zu deutlich. Es gibt nichts wirklich reiterlich neues unter der Sonne. Wer lang genug geht steht irgendwann wieder vor seinen eigenen Fußstapfen.

Zwischenbericht Anfang März

Montag, März 5th, 2012

Am Wochenende war ich das erste Mal probehalber mit SwissHorseBoots mit ihr unterwegs (15km). Für kleines Geld mal auf einem Reiterflohmarkt gekauft, damals ohne ein Pferd worauf sie passen (Gr. 1, ca. 12cm). Sie sind mit Einlagen schon leicht assymetrisch angepasst; heute gibt es Größen für rechts und links. Khorsheet passen sie bestens während die Easyboots (neue) Gr. 1 zu groß sind. Sie geht noch immer gut auf steinigem Boden und ich muss sie immer noch an die Wegränder „bitten“. Aber mit schon rund 200km pro Monat kann das nicht so ewig weitergehen ohne Hufschutz, selbst mit ihren steinharten Hufen…

Ansonsten reite ich sie im Moment mit Ligeira’s altem Parellihalfter. Der Zügelstrick ist auch dünner geworden, weil sie mir gezeigt hat dass der dicke ihr zu grob und schwer ist. Sie reagiert auf immer feinere  Hilfen, ich habe gar nicht das Bedürfnis sie mit „mehr“ zu reiten. Aber wenn ich sie zu deutlich zu Galopp auffordere quittiert sie das mit Ohrenanlegen. Sie legt Wert auf ihre Freiheit: nicht nur ihren Kopf zu tragen wie sie möchte sondern auch „selbst“ über Gangarten zu entscheiden – auch das kenne ich irgendwoher..!

Am Donnerstag bin ich erstmals eine Strecke von ca. 25km mit ihr alleine unterwegs gewesen. Das beste Pferd, wenn man sie unterwegs dabeihat… sie ist nicht schenkelscheu, lässt sich wunderbar und mit leichtestem Einsatz vorwärtsreiten. Im Straßenverkehr, oder wenn Hunde auf sie zuspringen hat sie Nerven wie Drahtseile, im schwierigstem Gelände geht sie auf kleinste Hilfen durch dick und dünn, hat sich noch nie eine Schramme geholt. Klar, sie ist immer noch ein bißchen guckig bei albernen Sachen wie Baumstämmen neben den Wegen – damit muss man wohl leben bei einem Pferd das so leichtfüssig und perfekt ausbalanciert ist… in nullkommanix hat sie abgestoppt und die Nase am Boden, um das merkwürdige Ding wie ein Wild auszuwittern… ein Pferd mit weniger perfektem Gebäude und einem Bremsweg wie ein D-Zug käme nie auf solche Gedanken!

Ein Schritt zurück…

Mittwoch, Februar 1st, 2012

Vor 2 1/2 Wochen bin ich mein Ponychen mit Kandare und Bosalersatz geritten, 4 Zügel und die Kandarenzügel nicht angefasst, wie auf dem Bild aus dem letzten Beitrag, und bin wieder zurück auf „gebißlos“… es war zu früh. Khorsheet scheute auf dem Ausritt vor jedem Stein und jedem Holzstück, und schliesslich verlor ich die Geduld und versuchte sie an den Dingen, die sie alle schon einmal gesehen hatte, vorbeizuzwingen. Und siehe da, Genaschenfreiheit des Arabers sei dank, sie wurde noch viel hibbeliger und rollte sich auf bis sie den Kopf an der Brust hatte…

Mir war sofort klar dass dieser Weg mein Pferd verderben wird, und ich wieder aufs gebißlose Reiten zurückgehen muss, zumal sie das ja so toll macht. Ich hab noch nie ein Pferd geritten dass sich gebißlos so feinfühlig, mit Haltung und Anlehnung reiten lässt. Sogar wenn ich sie leicht bergab trabe geht sie dabei so im Gleichgewicht dass man meint, sie könne jederzeit angaloppieren. Ihren Kopf, den sie anfangs höher trug als Natascha, trägt sie jetzt gleichhoch. Und natürlich ist „bremsen“ auch kein Problem…

Ich hatte aber wegen der Scheuerei noch ganz andere Gedanken, nach dem verdorbenen Ausritt vorletzten Sonntag – nämlich die Befürchtung, hier einen Feigling großzuziehen. „Wenn das nicht besser wird, dann verkaufst Du sie wieder!“ Aber beim nächsten Ritt hat sie mich gleich wieder versöhnt. Sie ist kein Feigling, sondern unternehmungs- und abenteuerlustig, genau wie ich das gern habe. Manchmal scheuen Pferde eben wenn ihnen ganz andere Sachen unbehaglich sind… sie wissen oft nicht woher ihre unangehmen Gefühle kommen, und dann ist irgendwas anderes dran „Schuld“!

Am Sonntag haben wir den Schnee in den höheren Lagen (nur ein paar cm, ab 600m aufwärts) genutzt und sind auf den Altkönig, das ist schon eine Tour für Fortgeschrittene, wir sind den steilen Nordhang rauf statt dem bequemeren Weg von Süden her. Da liegen die Pfade so derartig voller Steine und Felsbrocken dass sie das Scheuen davor wieder eingestellt hat…

Foto: Aussicht vom Altkönig (viele Wolken im Urselbachtal)